BASED Sommer Sounds

BASED Sommer Sounds

Ein magischer Abend

Es gibt sie, diese Abende, an denen etwas Besonderes in der Luft liegt. An denen man alles andere vergisst und die Musik einen eintauchen lässt ins Hier und Jetzt. So geschehen am 9. Juli 2023 im Bürgerhaus Unterschleißheim. Das Forum Unterschleißheim und das Carl-Orff-Gymnasium haben bei sommerlichen Außentemperaturen und vergleichsweise angenehmem Raumklima die Luft zum Flirren gebracht bei der gemeinsam organisierten Veranstaltung „BASED Sommer Sounds“ im restlos ausverkauften Bürgerhaus. Auf der Bühne: spielfreudige, hoch konzentrierte Ensembles und Solistinnen und Solisten des Carl-Orff Gymnasiums. Auf den Plätzen: stetig wachsende Begeisterung im Publikum angesichts der vielen Highlights, die Schülerinnen, Schüler und Musiklehrkräfte ihrem Publikum präsentierten.

Die erste Hälfte gehörte dem Nachwuchs. Den Anfang machten dabei die beiden Bigbandklassen: dem Lampenfieber trotzend wagten sich die Kinder auf die Bühne und eröffneten das Konzert, beeindruckten dabei mit erstaunlich hohem Niveau. Besonders eindrucksvoll gerieten der Bluesrock „Die coole Bongo Disco in der Coco Bar“ und der 60er Jahre-Klassiker „Louie, Louie“, bei dem sich einige junge Schülerinnen und Schüler mit improvisierten Soli hervortaten.

Auch das Orchester unter der Leitung von Katrin Erdtracht konnte sich hören lassen: nachdem in den letzten Jahren viele Stammkräfte das Orchester abiturbedingt verlassen hatten, befindet sich dieses gerade wieder im Aufbau. Dank der Kooperation mit der Musikschule Unterschleißheim finden aber nach und nach neue, talentierte Mitglieder den Weg ins Orchester. Ihre Interpretation des Spider-Man-Themes ließ jedenfalls aufhorchen und machte Lust auf mehr.

Ein erster emotionaler Höhepunkt aus dem mit Hits gespickten Programm des Unterstufenchores war das berührende Arrangement „I’ll always remember you“, von Christina Dreesbach gefühlvoll einstudiert, das auf und abseits der Bühne für Tränen in den Augen sorgte. Bevor die Zuschauer in die Pause entlassen wurden, durfte die Junior Band einige altbekannte Klassiker präsentieren, darunter das legendäre „Gonna Fly Now“ aus der „Rocky“-Filmreihe, Herbie Hancocks „Chameleon“, aber auch ungewöhnliche Arrangements, beispielsweise eine Bigband-Version von Astor Piazzolas „Libertango“. Hervorzuheben ist hier das gefühlvolle Spiel des Solo-Trompeters Niklas Halder.

Erfrischt erwartete das Publikum nach der Pause direkt ein absoluter Höhepunkt: Adrian Kleemann aus der 10. Jahrgangsstufe präsentierte am Flügel einen Ausschnitt aus seinem Solo-Programm, das ihm beim Bundeswettbewerb (!) „Jugend musiziert“ den 1. Preis sicherte. Musikalisch versiert meisterte er den technisch höchst anspruchsvollen ersten Satz der Partita No. 2 in c-moll von J.S. Bach (BWV 826) sowie den 3. Satz aus Prokofjews Sarkasmen (op. 17). Es wird spannend sein zu verfolgen, wohin Talent und Eifer den jungen Solisten noch tragen, sofern er sich für eine Musiker-Karriere entscheidet. Zuzutrauen wäre sie ihm allemal.

Nach diesem kurzen Exkurs in die Welt der klassischen Musik wurde es Zeit für das zahlenmäßig größte Ensemble der Schule. Nahezu 30 Jungen und Mädchen aus den 7. Und 8. Klassen föhnten mit ihrer geballten Bigband-Power das Publikum fast aus ihren Sitzen. Cool gekleidet und mit Sonnenbrillen bestückt, performte die Plusband zunächst den Blues Brothers-Klassiker „Everybody Needs Somebody“, spätestens beim Schlussteil von „Hey Jude“ konnte man die bekannte Melodie auch aus den Sitzreihen hören.

Vor diesem Hintergrund entfalteten die etwas leiseren, dabei aber nicht minder eindringlichen Klänge des Großen Chores unter Sabine Lautenschlager, der über weite Strecken a cappella sang, ihren ganz eigenen Zauber und brachten das Publikum bei Hits wie „Lean On Me“ zum Schwelgen und Mitsummen.

Ein weiterer besonderer Moment vor dem großen Finale bestand in einem komplett in Eigenregie von Schülern des COG verfasstes Rockmedley. Nachdem der Gitarrist (Name unbekannt) unter mysteriösen Umstanden einen Tag vor dem Konzert abgesprungen war, machten es Florian Beeh gemeinsam mit den Brüdern Matthew und Mark Davies Barrett einfach selbst: an Klavier, E-Bass und Schlagzeug verwoben sie gekonnt Klassiker aus mehreren Genres und Jahrzehnten zu einem Medley erster Güte. Im Publikum gab es fortan kein Halten mehr: unter frenetischem Jubel zogen sich die drei Musiker allerdings nicht zurück, sondern sie blieben direkt auf der Bühne, denn sie wurden ja noch in der Bigband gebraucht. Unter der Leitung von Gabriel Keeser eröffnete die COG Bigband das Finale dieses jetzt schon denkwürdigen Abends mit dem unwiderstehlichen Funk-Groove von „Jungle Boogie“. Nach einem kurzen Abstecher ins ernstere Fach mit „Cool“ aus Bernsteins West Side Story lieferten sich die beiden Drummer Robin Stein und Mark Davies-Barrett ein episches Drum Battle, das übergangslos in Bruno Mars‘ „Locked Out Of Heaven“ mündete. Der Höhepunkt sollte allerdings noch folgen: in einem 10-minütigen Toto-Medley gaben sich die drei größten Hits der Band – Africa, Hold The Line und Rosanna – im Bigband-Gewand ohne Sänger, die Klinke in die Hand. Ein bleibender Moment für alle Beteiligten dürfte die vom Publikum heraufbeschworene Gewitter-Kulisse zu Beginn des Medleys gewesen sein, die für etwas gefühlte Abkühlung an diesem sommerlich heißen Abend sorgte. Trotz einer großartigen Gesamtleistung muss hier der Gitarrist Henry Su hervorgehoben werden: seine exakte Reproduktion der Sounds und Soli aus den allseits bekannten Originalen war einfach beeindruckend.

Der aufbrandende Applaus sprach Bände, und die Musiker ließen sich nicht lange bitten. Denn zwei Zugaben hatten sie noch im Gepäck – zunächst den Song „Du“ des deutschen Sängers Joris in einem Arrangement der Münchner Band Moop Mama, transkribiert von Gabriel Keeser. Vokale Unterstützung holte sich die Bigband hier vom Großen Chor, der grandiosen Solistin Tina Cetojevic und Markus Schmidt, seines Zeichens Lehrer am COG, der als umjubelter Special Guest die Rap Parts übernahm. Spätestens nach der nun wirklich letzten Nummer, einem Hip Hop-Medley, waren Publikum und Aufführende endgültig miteinander verschmolzen in einer Wolke aus Klang und purer Freude. Zugegeben: die Temperaturen mögen bei diesem Prozess auch eine kleine Rolle gespielt haben. Ein wahrlich magischer Abend.