Worte gegen Hetze und Hass

Worte gegen Hetze und Hass

Rechtsextreme Straftaten nehmen zu und rechtsextreme Jugendgruppen rekrutieren beim Fußball neue Mitglieder, „Ausländer-raus“-Gesänge sind zu hören und antisemitische Vorfälle in Bayern steigen deutlich an – was macht das mit jungen Menschen in Deutschland?

Ein Oberstufengeschichtskurs am COG findet klare Worte: Diese sind gerichtet an Gleichaltrige, die mit rechtsextremem Gedankengut sympathisieren, den Nationalsozialismus verherrlichen und gewalttätig Journalisten und Politiker angehen. Ihre Zeilen zeigen ihre Bereitschaft für demokratische Werte einzustehen und Menschenrechte zu achten. 80 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus immer noch und erst recht.

1. Du bist rechts, aber kein Nazi?
2. Hass darf kein Alltag sein
3. NS-Zeit soll nicht verharmlost werden.
4. Minderheiten wurden wie Ware behandelt.
5. Nie wieder!
6. Identität braucht Menschlichkeit, nicht Hass

Hier ihre stärksten Worte:

1. Du bist rechts, aber kein Nazi?

Du bist rechts, aber kein Nazi? Der Hitlergruß, den du gemacht hast, war ja nur ein Witz, wo liegt also das Problem?
Was genau aber verstehst du unter „rechts“? Welche Werte willst du mit deiner Haltung vermitteln? Ist dir bewusst, welcher Hintergrund wirklich hinter dem "rechts sein" steckt?
Es bedeutet, die Ideologie der Nationalsozialisten am Leben zu halten. Menschen nur aufgrund ihres Aussehens, ihrer Herkunft oder Religion zu diskriminieren, ihnen ihre Würde abzusprechen und sie als wertlos darzustellen. Damals die Norm, heute durch die Unantastbarkeit der Menschenwürde eigentlich undenkbar.
Eigentlich? Es ist unsere Aufgabe, vor allem als junge Generation, sicher zu stellen, dass sich die Geschichte niemals wiederholt, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten nicht in Vergessenheit geraten und dass wir Verantwortung für unsere Zukunft spüren.
Rechts sein heißt, ein Denken in Feinbildern in unsere Gesellschaft zu schaffen. Wir sollten uns nicht darauf fokussieren, wen wir ausschließen können, sondern darauf, wie wir jeden richtig einschließen können.
Die Zukunft liegt in unseren Händen, und es liegt an uns Jugendlichen, dafür zu sorgen, dass die Fehler unserer Vergangenheit genau dort bleiben, wo sie sind. Nämlich in die Vergangenheit.
Hass und Diskriminierung haben keinen Platz in unserer Gesellschaft. Denkt über eure Taten und Worte nach. Es sind nicht nur Witze, dafür steckt zu viel Leid und Schmerz hinter ihnen.
(Ela und Sofia)

Elektrozaun Gedenstätte Auschwitz

2. Hass darf kein Alltag sein.

Was würdet Ihr sagen, wenn Ihr eure Menschenrechte verliert?
Wenn Ihr ohne einen Grund von heute auf morgen von eurem Zuhause verschleppt werdet?
Wenn ihr nichts mehr zu essen bekommt, wenn ihr nicht wisst, was auf euch zukommen wird?
Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr mit unmenschlichsten Bedingungen leben müsst?
Wenn ihr euch nicht wehren könnt und Menschen, sogar eure Freunde und Familie, sterben seht?
Was, wenn jeder Tag eurer letzter sein könnte?
6 Millionen Jüdinnen und Juden, über 8 Millionen sowjetische Kriegsgefangene, fast 2 Millionen polnische Zivilisten, bis zu 500.000 Sinti und Roma, über 310.000 serbische Zivilisten, bis zu 300.000 Menschen mit Behinderung, mehrere 10.000 politische Gegner – Menschen wurden behandelt wie Vieh, gekennzeichnet, nummeriert und geschlachtet. Sie wurden beraubt und entmenschlicht. Millionen von Menschen vergast und es wird gesagt, man wusste nichts. Man wusste, wenn die Nachbarn deportiert wurden. Man wusste, wenn sie öffentlich hingerichtet wurden, und man roch das verbrannte Menschenfleisch.
Hass darf kein Alltag sein.
Wir können die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, aber wir können und müssen aus ihr lernen. Liebe Jugendliche, ihr tragt nicht die Schuld daran, was geschehen ist, jedoch tragt ihr mit uns die Verantwortung dafür, dass derartiges nie wieder geschieht.
Und daher:
Wenn ihr heute beginnt zu hinterfragen, wo andere schweigen, wenn ihr euch nicht blenden lasst von Parolen, die zwar einfach klingen, aber falsch sind, und vor allem, wenn ihr euch entgegensetzt, wenn ihr Hass mitbekommt, dann helft ihr mit, die Zukunft in die richtige Richtung zu lenken.
Denn die Demokratie benötigt Menschen die Initiative ergreifen und nicht wegsehen.
(Lisa, Elena, Paula)

Graffiti Gedenstätte Birkenau

3. NS-Zeit soll nicht verharmlost werden.

Schaut bitte um euch herum: eure Namen sind vielfältig. Die Musik, die ihr hört, kommt aus allen Ecken der Welt.
Die Filme, die ihr seht, zeigen verschiedenste Kulturen und Erzählungen von Menschen. Erkennt ihr, dass ihr das Glück habt von Diversität umgeben zu sein und eure eigene Identität entwickeln könnt?
Die Demokratie schützt eure Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
Ihr habt das Recht auf Meinung und das Recht auf Leben.
Warum sollte diese Freiheit missbraucht werden, um die Freiheit Anderer einzuschränken?
„Wir sind rechts, nicht Nazis“ ist ein Irrweg, der uns zurück in die Vergangenheit bringt. Vergangenheit geprägt von Entwertung, Entrechtung und Ermordung. Die größte Barbarei schrumpft ihr auf ein anonymes Ereignis.
8 Millionen ist ein Schaden, über den man nicht hinwegschauen kann, wenn er so groß ist, dass er selbst die heutige Generation verfolgt. Wie ein Spukgeist sollen die Gräueltaten der NS-Zeit uns mahnen und nicht verharmlost und idealisiert werden.
Ihr seid Menschen wie jeder anderer und daher ist Menschlichkeit das, was uns alle verbindet.
Vor allem ihr, die Jugendlichen und Starken unserer Gesellschaft, solltet am heftigsten für die Erhaltung der Demokratie streiten. Eine Nation mit Hass und Hetze hat keine Zukunft, doch ihr seid das Stützgrad unserer vielfältigen Nation.
(Vanni und Peter)

Kranzniederlegung Gedenlstätte Dachau

4. Minderheiten wurden wie Ware behandelt.

Die durchschnittliche Lebensdauer eines Zwangsarbeiters in einem KZ betrug 9 Monate, die SS rechnete das um in 1431 Reichsmark. Stellt euch vor, ihr wärt 159 Reichsmark, also etwa 1052 Euro, in den Monaten wert und würdet davon nicht profitieren oder gar noch schlimmer, darunter leiden – wie würdet ihr euch fühlen?
Dieses Beispiel zeigt die Unmenschlichkeit, die in der NS-Zeit vor über 80 Jahren herrschte. Juden, Sinti und Roma und andere Minderheiten wurden auf Werte herabgestuft und wie Ware behandelt. Wie würdet ihr euch fühlen?
Dennoch gibt es immer noch Gruppen in der Gesellschaft, die das Grauen der Vergangenheit ignorieren und das System der Nationalsozialisten verherrlichen oder sich gar einen Spaß daraus machen, ohne die Konsequenzen, die daraus entstehen könnten zu beachten.
Ich stelle euch nochmals die Frage, wie würdet ihr euch fühlen? Versetzt euch mal in die Situation der Menschen damals. Euch werden all eure Wertsachen genommen, ihr und eure Familie werdet in ein Gefängnis verschleppt und ahnt noch gar nicht, was euch blüht. Höchstwahrscheinlich werdet ihr aus dieser Hölle nicht mehr herauskommen und im schlimmsten Fall seht ihr eure Eltern, Geschwister oder Kinder vor euren Augen sterben. Und zur Krönung wird das Ganze auch noch von den Menschen in eurer Umgebung unterstützt oder ignoriert. Von Nachbarn bis zum besten Freund.
Wie würdet ihr euch fühlen? Denkt mal darüber nach!
(Levi, Xuan, Sophie)

Rampe Gedenkstätte Birkenau

5. Nie wieder!

Wie viel Lebensjahre, denkt ihr, verbringt ihr mit Arbeit? Wenn wir euch jetzt sagen, dass es Menschen gab, denen ein Arbeitsplatz von den Nationalsozialisten zugeteilt wurde, ein Arbeitsplatz für 9 Monate – ihre letzten 9 Monate.
Wie viel sind euch die Menschen wert, die euch nahestehen? Denkt mal an eure besten Freunde, Familie, Leute, die euch nahestehen. Ich denke wir haben alle dieselbe Meinung, dass diese unbezahlbar sind.
Wir können Lebensmittel, Autos, Kleidung handeln, aber keine Menschen! Menschen die Werte haben, die Gefühle haben, die Ziele in ihrem Leben hatten. Diese waren für die Nationalsozialisten einfach Zahlen, wie Barcodes von Produkten im Supermarkt, aus welchen jene auch noch den größten Gewinn schöpfen wollten. Aber wollt ihr Tücher kaufen und tragen, die aus Haaren von Menschen gefertigt wurden? Dazu nutzen die Nationalsozialisten beispielsweise die Leichen der Verbrannten.
Du wirst verkauft für 1631 RM und damit endet dein Leben.
Dieses Schicksal traf Menschen wie uns, unschuldig, in der Gemeinschaft integriert.
„Nie wieder!“ darf so ein Schicksal jemanden treffen. Dafür müssen wir als Gesellschaft gemeinsam aufstehen. Besonders in den Händen von uns Jugendlichen liegt UNSERE Zukunft UNSERES Landes.
(Leonie und Miriam)

6. Identität braucht Menschlichkeit, nicht Hass

Die eigene Identität ist ein großer Bestandteil jeder Persönlichkeit. Gerade in jungen Jahren bestimmt sie unsere Art, unsere Werte und unser Handeln. Unser Handeln wird von moralischen Werten bestimmt, die von unserem Umfeld geprägt werden. Rechtsradikales, nationalsozialistisches Gedankengut soll aber niemals Grundlage für euer Handeln sein oder Teil eurer Identität werden.
17 Millionen in sechs Jahren, 3 Millionen in einem Jahr, 8.000 an einem Tag – das sind die Zahlen der ermordeten Menschen während des Nationalsozialismus. Der Völkermord an 6 Millionen Juden, Sinti und Roma sowie anderen Minderheiten ist das schrecklichste Verbrechen der Menschheit und wurde von Deutschen begangen. Dieses Verbrechen darf sich nicht wiederholen.
Rechtsradikale Personen und Gruppen, die mit nationalsozialistischen Symbolen, Gesten und Parolen werben, verharmlosen den Mord an 17 Millionen Menschen. Wer Minderheiten diskriminiert, rechtsradikale Gruppen unterstützt oder den Holocaust leugnet, legitimiert damit immer das Handeln von Nazis, Neonazis und Rechtsradikalen.
Es steht in der Verantwortung jedes einzelnen Deutschen, besonders der Jugend, die Demokratie zu schützen, rechtsradikales Handeln und Gruppen kritisch zu hinterfragen und sich für Menschenrechte einzusetzen. Radikalismus entsteht im Kleinen, und es ist die Verantwortung jedes Einzelnen, dagegen anzukämpfen.
Wer zulässt, dass rechtsradikale Gedanken Teil seiner Persönlichkeit werden, spielt den Mord an 17 Millionen Menschen herunter und unterstützt damit direkt oder indirekt rechtsradikale Gruppen und Parteien – und damit Gegner von Recht, Demokratie und Menschenrechten.
(Eva und Niklas)